Wer sich bereits mit dem Thema Sicherheit bei Haustüren befasst hat, der wird das Wort „Widerstandsklassen“ schon einmal gehört haben. Doch auch in Verbindung mit Fenstern, Rollläden oder anderen Bauelementen kann man diesen Begriff bereits gehört haben. Oft steht und fällt die Sicherheit einer Haustür aber schon mit dem Einbau
Die Widerstandsklasse beschreibt die einbruchhemmenden Eigenschaften verschiedener Elemente, wie beispielsweise Haustüren, und ordnet sie in eine Reihenfolge ein. Insgesamt gibt es sechs Widerstandsklassen. Bereits wenn eine Widerstandsklasse 1 ausgezeichnet ist, kann man sich als Haustürenbesitzer sicher sein, dass die Gesamtkonstruktion – die aus Türblatt, Zarge und Beschlag besteht – keine Schwachpunkte besitzt.
Die Polizei, aber auch die Versicherungen raten einem Privathaushalt, Haustüren ab einer Widerstandsklasse 2 in Betracht zu ziehen. Viele Versicherungen zahlen auch erst im Falle eines Einbruchs, wenn die Haustüre bestimmte Sicherheitsmaßnahmen besitzt. Im gewerblichen Bereich wird sogar die Widerstandsklasse 3 empfohlen. Letztendlich muss aber jeder Bauherr für sich entscheiden, welche Widerstandsklasse er für seine Haustüre auswählt.
Die Widerstandsklassen entsprechen der europäischen Norm „DIN V EN V 1627-1630“. Die Risikoeinschätzungen, die in sechs Klassen eingeteilt wurden, stammen aus dem Jahre 1999 und sind heute noch topaktuell. Da die Kriminalrate im Bereich der Einbrüche seit Jahren stetig steigt, war diese Klassifizierung längst überfällig. Ende der neunziger wurde somit die alte DIN-Norm „DIN V 18054“ abgelöst.
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Welche Widerstandsklasse wählen?
Die Entscheidung für eine der sechs Widerstandsklassen fällt nicht immer leicht. Letztendlich möchte man sein Eigenheim so sicher wie möglich gestalten, allerdings haben die Haustüren mit den hohen Widerstandsklassen natürlich auch ihren gewissen Preis. Ein guter Kompromiss sollte man also finden, damit die eigenen vier Wände Sicherheit und Geborgenheit geben können. Oft geben die Versicherungen bereits eine Widerstandsklasse vor. Daran kann man sich dann halten, oder aber, man lässt sich von anderen Quellen beraten. Speziell für das Thema Einbruch gibt es polizeiliche Beratungsstellen, die mit hilfreichen Tipps und gezielten Fragen den richtigen Widerstandsstandard empfehlen können. Wer sich jedoch selbst darüber klar werden möchte, der kann im Internet einen Widerstandsklassenrechner finden und sich darauf verlassen. Fachhändler können in dieser Hinsicht jedoch auch hilfreiche Ratgeber sein, die einem dann persönlich auf das eine oder andere Hinweisen und realistische Möglichkeiten auszeigen.
Nun mag man denken, dass solch eine Klassifizierung sehr nützlich ist und für Jedermann interessant sein sollte. Doch die Erfahrungen der Polizei zeigen, dass es leider nicht so ist. Um den eigenen Schutz im Eigenheim oder in der Wohnung wird sich viel zu selten Gedanken gemacht. In der Regel ist es so, dass besondere Maßnahmen ergriffen werden, wenn bereits das bekannte Kind in den Brunnen gefallen ist und ein Einbruch stattgefunden hat. „Zum Schluss ist man immer schlauer“ bekommt man dann zu hören, dabei geht es auch anders.
Jeder Bauherr muss sich mit der Auswahl der richtigen Haustüre und den passenden Fenstern beschäftigen. Wenn man die Sicherheitsfrage gleich von vornherein mit einbezieht, ist man auf der weitaus sichereren Seite. Das Wohngefühl wird auch gleich aufgewertet, wenn man die Gewissheit hat, dass man jedem Einbrecher große Steine in den Weg gelegt hat, da man beim Kauf auf eine entsprechende Widerstandsklasse geachtet hat.
Die sechs Widerstandsklassen in der Übersicht:
Widerstandsklasse 1
Die Maßnahmen der ersten Klasse richten sich an Gelegenheitstäter, die versuchen mit der eigenen Körperkraft und mit roher Gewalt die Haustüre oder das Fenster zu öffnen. Damit sind Tätigkeiten wie Fußtritte, Herausreißen, Hochschieben, Schulterwurf und ähnliches gemeint. Zusätzlich ist damit auch Vandalismus eingeschlossen.
Widerstandsklasse 2
Auch hier hat es der Gelegenheitstäter schwerer, obwohl er sogar mit Werkzeug versucht in das Gebäude einzudringen. Werkzeuge wie Schraubenzieher oder Zangen sind gemeint, mit denen versucht wird Fenster und Türen aufzubrechen.
Widerstandsklasse 3
Der Täter nimmt sich einen zweiten Schraubenzieher und einen sogenannten Kuhfuß zur Hilfe. Der potentielle Schaden am Bauelement wird dadurch noch größer, daher müssen auch die Materialien der Haustüre oder des Fensters besonders robust ausgestattet sein.
Widerstandsklasse 4
Hier spricht man nun nicht mehr vom Gelegenheitstäter, sondern vom erfahrenen Täter. Er rückt mit professionellerem Werkzeug, wie Säge, Stemmeisen, Schlagaxt, Hammer oder Akku-Bohrmaschine an. Diese Werkzeuge können im Sinne des Einbrechers noch effizientere Ergebnisse erbringen, daher muss der Widerstand der Haustüre entsprechend hoch sein.
Widerstandsklasse 5
Der erfahrene Einbrecher nimmt einen gewissen Lärm in Kauf, wenn er Elektrowerkzeuge verwendet. Das zeigt nicht nur die Entschlossenheit des Täters, sondern auch seine Erfahrenheit. Bohrmaschine, Stichsäge und Winkelschleifer können in kürzester Zeit den Weg nach Innen frei machen. Die fünfte Widerstandsklasse richtet sich nach Winkelschleifer mit einem maximalen Scheibendurchmesser von 125 Millimeter.
Widerstandsklasse 6
Die sechste Widerstandsklasse richtet sich an die gleichen geübten Täter, wie die fünfte Klasse, jedoch wird noch effektiveres Werkzeug berücksichtigt. So haben bei Widerstandsklasse 6 sogar Winkelschleifer mit einem maximalen Scheibendurchmesser von 250 Millimeter kein leichtes Spiel.
Um einen noch besseren Eindruck zubekommen, welche Klasse am effektivsten für das eigene Zuhause ist, macht der Unterschied zwischen Widerstandsklasse 1 und 6 deutlich: WK1 (so lautet die offizielle Abkürzung) hält starkem Vandalismus ein paar Minuten Stand. WK6 dagegen bietet Einbruchsschutz für einen Zeitraum von 20 bis 50 Minuten, was unter Berücksichtigung von elektrischem Werkzeug einen ganz guten Durchschnitt darstellt.
Abschließende Tipps
Zu berücksichtigen ist jedoch, dass es den ultimativen Einbruchsschutz für Haus und Hof nicht gibt. Eine Haustüre mit einer besonders hohen Widerstandsklasse ist noch lange kein Garant dafür, dass das Eigenheim vor Einbrechern sicher ist.
Deswegen gilt stets, dass man es den Einbrechern so schwer wie möglich machen sollte. Denn je länger ein Einbruchsversuch dauert, desto eher geben die Täter auf. In der Regel trifft dies bereits nach fünf Minuten ein. Sicherheitszylinder und weitere Zusatzabsicherungen sind schnell angeschafft, wirken aber ihr Leben lang effektiv. Ebenso muss man beachten, dass eine nur zugezogene Tür einfache Beute für geübte Einbrecher ist. Da hilft auch kein aufwendiges Schließsystem, wenn kein Zylinder verschlossen ist. Daher gilt immer: Türe abschließen!
Wenn die Haustüre mit genügend Sicherheitsmaßnahmen ausgestattet ist, dann sollte man andere Schwachstellen am Haus nicht vernachlässigen. Dazu zählen Fenster, Dachluken und Terrassentüren. Womit auch nicht viele rechnen, dass sich Einbrecher über die oberen Stockwerke Zugang verschaffen. Doch sobald eine Aufstiegsmöglichkeit, wie Leiter, Mülltonnen oder Tische im Garten steht, gilt das quasi wie eine Einladung für jeden Einbrecher. Das Entfernen von Aufstiegshilfen ist also auch ein weiterer Punkt auf der Liste, um das eigene Haus sicherer zu gestalten.
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